Was ist ein Ganzjahresreifen?
Ganzjahresreifen sind Autoreifen, die sich das komplette Jahr nutzen lassen und eine Winterzulassung haben. Sie erzielen in den meisten Fällen genügend Traktion und oft ebenso gute Bremswege auf verschneiten Straßen wie Winterreifen. Im Sommer bieten Ganzjahresreifen bessere Eigenschaften im Vergleich zu Winterreifen. Sie nutzen sich auf warmem Asphalt langsamer ab und haben bei warmer Witterung einen kürzeren Bremsweg als Winterreifen.
Die Besonderheit des Ganzjahresreifens liegt in seiner Materialmischung. Vereinfacht ausgedrückt: Der Reifen ist weich genug, um bei kalten Temperaturen und glatten Straßen im Winter genügend Traktion aufzubauen. Für hohe Temperaturen und den warmen Asphalt im Sommer ist er hart genug, um die Bodenhaftung zu behalten – anders als reine Winterreifen. Der größte Vorteil eines Ganzjahresreifens besteht darin, dass er das ganze Jahr auf dem Auto bleiben kann. Das erspart Fahrzeughaltern jährlich zwei zeitaufwändige und Kosten verursachende Werkstattbesuche zum Reifenwechsel.
Was ist der Unterschied zwischen einem Reifen und einem Rad?
Jedes Fahrzeug fährt auf Rädern. Mit dem Ausdruck Rad ist bei Straßenfahrzeugen die Kombination aus einem Reifen und einer Felge gemeint. Der Reifen ist auf der Felge montiert. Die Felge ist am PKW befestigt und trägt den Reifen. Sie besteht aus Stahl oder einer Leichtmetalllegierung. Für Reifen und Felge wird auch der Ausdruck Komplettrad verwendet.
Viele Autobesitzer haben zwei Sätze Kompletträder. Vier Räder sind mit Winterreifen und vier Räder sind mit Sommerreifen bestückt. Im Frühjahr und im Herbst ist ein Radwechsel notwendig. Der Radwechsel ist mit Ganzjahresreifen nicht nötig. Die Kompletträder bleiben auf dem Auto, bis die Reifen ersetzt werden müssen. Das ist spätestens der Fall, wenn die Reifen ihre Mindestprofiltiefe erreicht haben.
Was ist die Mindestprofiltiefe? Durch das Rollen, Beschleunigen, Bremsen und Lenken nutzt sich ein Reifen mit jedem gefahrenen Kilometer ab. Die Abnutzung findet auf der Lauffläche des Reifens – dem Profil – statt und lässt sich nicht verhindern. Verringert sich das Profil, kann der Reifen weniger Schnee, Schneematsch und Wasser ableiten. In Deutschland gilt eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern. Bei montierten Reifen, die diese Profiltiefe unterschreiten, drohen rechtliche Folgen. Nähere Informationen zur Reifenprofiltiefe gibt es hier.
Wie ist ein Ganzjahresreifen aufgebaut?
Im Grundprinzip unterscheiden sich die diversen Ganzjahresreifen im Aufbau kaum voneinander. Einige spezielle Ausführungen wie Runflat-Reifen oder C-Reifen haben einen veränderten Aufbau. Daneben gibt es herstellerspezifische Materialien und Besonderheiten.
Das Material
Ein Ganzjahresreifen ist aus mehreren Schichten unterschiedlicher Materialien aufgebaut. Hauptsächlich kommen Kautschuk, Gummi, Stahl, Textilien und Kunststoff zum Einsatz. Je nach Hersteller und je nach Besonderheit des Reifens unterscheidet sich die Zusammensetzung.
Der Kern
Das Innere des Autoreifens besteht aus mehreren Schichten. Jeder Hersteller hat seine eigene Materialzusammensetzung, aber der Aufbau gewöhnlicher Reifen ist meist gleich. Von innen nach außen ergeben sich folgende Lagen:
Die innere Lage ist eine dünne Isolationsschicht aus Gummi, die dem Luftdruck standhalten muss. So bleibt die Luft im Reifen und gelangt nicht zwischen die Schichten.
- Darauf folgt die Karkasse. Sie ist das zweilagige Grundgerüst eines Reifens und besteht aus Gummi, der mit einem Stahl-Kord- oder Textil-Geflecht durchwoben ist. Die Karkasse zieht sich bis in die Seitenwände.
- Im inneren Ring der Seitenwand befindet sich der Wulstkern. Er besteht aus einem Drahtgeflecht und sorgt für den Halt des Reifens auf der Felge.
- Über der Karkasse liegt der Stahlgürtel. Er besteht aus zwei Lagen von Stahldrähten, die erst quer und dann längs zur Laufrichtung verlaufen. Der Stahlgürtel befindet sich unter der Lauffläche und zieht sich nicht bis in die Seitenwände.
- Der Stahlgürtel ist mit einem Nylongewebe abgedeckt, das die darüber liegende Gummischicht des Profils vom Stahl trennt.
- Die obere Schicht – die Lauffläche – trägt das strukturierte Gummiprofil.
Das Profil
Das Profil bildet die Kontaktfläche zwischen dem Reifen und der Straße. Es gibt verschiedene Designs und unterschiedliche Gummimischungen. Für Ganzjahresreifen sind mehrere Profildesigns üblich:
- Das Profil in V-Form: Es ist für gute Eigenschaften bei Schnee und Nässe bekannt, weshalb die meisten Winterreifen diese Profilart aufweisen. Das V-Profil verdrängt die Schnee- und Wassermassen effektiver als andere Profilarten, doch es verursacht im Vergleich oft einen höheren Kraftstoffverbrauch.
- Das asymmetrische Profil: Es hat eine Innen- und eine Außenseite, womit es laufrichtungsgebunden ist. Die Außenseite ist für die Eigenschaften bei Kurvenfahrt verantwortlich. Auf der Innenseite befinden sich Profilblöcke, die beim Bremsen wichtig sind. Diese Profilart kommt oft für Sommerreifen zum Einsatz.
- Das symmetrische Profil: Das symmetrische Profil ohne V-Design lässt sich kostengünstig herstellen und hat keine ausgefeilte Profiltechnik. Der Vorteil besteht hauptsächlich in der langen Lebensdauer.
Welche Profilart ist die beste? Die verschiedenen Profilarten haben Vor- und Nachteile. Das Profil in V-Form bietet gute Eigenschaften auf Schnee und nasser Fahrbahn. Das Fahrverhalten auf trockener Straße ist die Stärke des asymmetrischen Profils. Es eignet sich für eine sportliche Fahrweise. Das symmetrische Profil ist kostengünstig und für den Stadtverkehr und eine gemütliche Fahrweise ausreichend. Jeder Autofahrer sollte anhand seines Fahrstils und seines Fahrzeugs entscheiden, welche Profilart für ihn in Frage kommt.
Welche Arten von Autoreifen gibt es?
Autoreifen sind in drei Reifentypen-Kategorien unterteilt. Sommerreifen bestehen aus Materialien, die sich für hohe Temperaturen eignen. Der Winterreifen ist auf niedrige Temperaturen und den Einsatz im Schnee ausgelegt. Der Ganzjahresreifen ist der Kompromiss, weil er eine Winterzulassung hat und trotzdem gute Eigenschaften im Sommer aufweist.
Der Ganzjahresreifen
Der Ganzjahresreifen kombiniert die guten Eigenschaften eines Winter- und eines Sommerreifens. Mit seiner Zulassung für winterliche Witterungen gibt es keine gesetzlichen Beschränkungen für den Ganzjahresbetrieb. Durch das Wegfallen der saisonbedingten Reifenwechsel lässt sich Geld und Zeit sparen. Der Reifen hat eine ausreichende Traktion im Sommer und Winter und eignet sich für nasse, verschneite und trockene Fahrbahnen.
Für Autofahrer, die überwiegend im Stadtverkehr unterwegs sind und für Wenigfahrer mit gelegentlichen Ausflügen in verschneite Regionen sind Ganzjahresreifen ein guter Kompromiss. Für Vielfahrer, Fahrer mit sportlicher Fahrweise oder Bewohner schneereicher Regionen ist ein Wechsel zwischen Sommer- und Winterreifen anstelle eines Ganzjahresreifens eventuell empfehlenswert.
Verglichen mit vielen Sommer- und Winterspezialisten büßen einige Ganzjahresreifen in der Höchstleistung ein. Ihr Bremsweg auf Schnee und Eis ist länger, ihre Traktion geringer als beim Winterreifen. Im Sommer kommen sie nicht an die Leistungen guter Sommerreifen heran. Der Bremsweg und die Haftung sind schlechter, der Kraftstoffverbrauch ist höher, und der Reifen nutzt sich schneller ab. Durch das weiche Profil reagieren manche Ganzjahresreifen verzögert auf Lenkmanöver. Einige der neuesten Ganzjahresreifen erreichen hingegen – laut den Tests mehrerer Autozeitschriften – die Leistungen guter Sommer- und Winterreifen gleichzeitig und haben dadurch keine Nachteile mehr.
Vor- und Nachteile von Ganzjahresreifen
- Das ganze Jahr verwendbar
- Für den Winter zugelassen
- Kurzer Bremsweg beim Bremstest auf nassem und warmem Untergrund
- Geringerer Aufwand für Werkstattbesuche
- Weniger Kosten durch ersparte Werkstattbesuche
- Ausnahmeregelung für den Geschwindigkeitsindex
- Manchmal schwammiges Lenkverhalten
- Häufig längerer Bremsweg
- Oft hohe Lautstärke
- Höherer Verschleiß auf warmem Asphalt
Der Winterreifen
Der Winterreifen ist für niedrige Temperaturen konzipiert. Seine weiche Gummimischung und das Profil passen sich dem verschneiten oder vereisten Boden an. Es verdrängt Schnee, Matsch und Wasser effektiv. So generiert der Winterreifen eine gute Bodenhaftung, die er für kurze Bremswege benötigt. Mit dem Alpine-Symbol ist er für den Winter zugelassen. Hinsichtlich des Geschwindigkeitsindex gilt wie beim Ganzjahresreifen die Ausnahmeregelung, dass der Geschwindigkeitsindex des Reifens die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs unterschreiten darf.
Der Nachteil eines Winterreifens sind seine schlechten Eigenschaften auf warmem Asphalt. Er nutzt sich bei sommerlichen Temperaturen deutlich schneller ab als ein Sommer- oder Ganzjahresreifen und seine Bremsleistungen sind auf warmen Untergrund schlechter. Verglichen mit einem Sommerreifen fühlt sich das Einlenken bei hohen Außentemperaturen schwammig an. Der Kraftstoffverbrauch ist oft höher als bei den anderen Reifenarten.
Vor- und Nachteile von Winterreifen
- Gute Schnee- und Wasserverdrängung
- Gute Traktion im Winter
- Kurzer Bremsweg im Winter
- Winterzulassung
- Ausnahmeregelung für den Geschwindigkeitsindex
- Starker Verschleiß im Sommer
- Langer Bremsweg auf warmer Fahrbahn
- Oft geringe Kraftstoffeffizienz
- Schwammiges Fahrverhalten bei hohen Außentemperaturen
Der Sommerreifen
Der Sommerreifen ist für die warme Witterung konzipiert. Durch seine härtere Gummimischung reagiert er präziser auf Lenkbewegungen. Er behält in schnellen Kurvenfahrten seine Form und seine Bodenhaftung. Auf warmem und nassem Asphalt bietet er verglichen mit dem Ganzjahres- und Winterreifen die kürzesten Bremswege. Das Profildesign und der Materialmix erlauben einen geringeren Rollwiderstand und dadurch eine höhere Kraftstoffeffizienz sowie einen höheren Geschwindigkeitsindex.
Seit 2010 gilt in Deutschland eine gesetzliche Winterreifenpflicht.§ 2 Abs. 3a der Straßenverkehrsordnung (StVO) gibt vor, dass bei winterlichen Wetterbedingungen – Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eisglätte und Reifglätte – nur Fahrzeuge mit Winterreifen auf öffentlichen Straßen erlaubt sind. Die Reifen müssen mit dem 3PMSF-Symbol, der Schneeflocke, gekennzeichnet sein.
Seine positiven Eigenschaften verliert der Sommerreifen mit winterlichen Temperaturen zunehmend. Seine Gummimischung funktioniert in Schnee und Eis nicht. Das verlängert den Bremsweg und verringert die Kontrolle über das Fahrzeug drastisch. Die Kriterien für eine sichere Fahrt sind nicht mehr erfüllt, deshalb ist die Fahrt mit Sommerreifen bei Schnee und Eis untersagt. Auf schneeglatter Fahrbahn bieten Sommerreifen so gut wie keine Seitenführung und keine nennenswerte Bremsleistung mehr. Dazu ein Beispiel: In einem Ganzjahresreifentest der Zeitschrift AUTO BILD ALLRAD, veröffentlicht im Dezember 2020, wurden elf Ganzjahresreifen und im Vergleich dazu ein guter Sommer- und ein guter Winterreifen getestet. In der Disziplin Vollbremsung auf schneeglatter Fahrbahn aus Tempo 50 gab es folgende Ergebnisse: Bremsweg Winterreifen 23,0 Meter, Bremsweg bester Ganzjahresreifen 23,1 Meter, Bremsweg schlechtester Ganzjahresreifen 25,7 Meter, Bremsweg Sommerreifen 57,2 Meter.
Vor- und Nachteile von Sommerreifen
- Hohe Kraftstoffeffizienz
- Gute Wasserverdrängung
- Langlebig
- Direktes Lenkverhalten
- Stabiles Kurvenverhalten
- Höhere Geschwindigkeiten zugelassen
- Kurzer Bremsweg auf warmer Fahrbahn
- Im Winter nicht zugelassen
- Langer Bremsweg auf kalter Fahrbahn
- Verringerte Bodenhaftung auf kalter Fahrbahn
- Fast keine Haftung auf Schnee und Eis
Mehr zu den Vor- und Nachteilen von Ganzjahresreifen sowie Sommer- und Winterreifen gibt es im folgenden Video:
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Welche Unterarten von Ganzjahresreifen gibt es?
Neben den Hauptkategorien Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen gibt es verschiedene Unterarten von Reifen. Einige sind für Rennwagen geeignet, andere sind für Oldtimer oder Lkw konzipiert. Zwei Unterarten sind auch als Ganzjahresreifen erhältlich:
- C-Reifen: Der C-Reifen – Commercial- oder Cargo-Reifen – hat einen überdurchschnittlich hohen Lastindex. C-Reifen sind für Transporter und kleine Lkw entwickelt, die mehr Gewicht als Pkw-Reifen tragen müssen. Sie sind auch für die meisten Camper, Wohnmobile und einige Vans vorgeschrieben und lassen sich einfach an dem Buchstaben C in der Reifenbezeichnung – hinter dem Felgendurchmesser und vor dem Tragfähigkeitsindex, Beispiel 235/65 R 16 C 115/113 R – erkennen. Der C-Reifen hat einen „doppelten“ Tragfähigkeitsindex. Die erste Zahl gilt für eine normale Bereifung mit zwei Rädern pro Achse, die zweite Zahl gilt für die Doppelbereifung der hinteren Achse mit vier Rädern pro Achse.
- Runflat-Reifen: Runflat-Reifen haben speziell verstärkte Seitenwände, die bei einem Luftverlust nicht in sich zusammenfallen. Die als Notlaufeigenschaft bezeichnete Technik findet sich auch in manchen Ganzjahresreifen. Der Fahrer kann bei einem Luftverlust weiter bis in die nächste Werkstatt fahren, ohne den platten Reifen vorher wechseln zu müssen. Eine Montage von Runflat-Reifen ist nur auf Fahrzeuge mit einem RDKS – Reifendruck-Kontrollsystem – zulässig. Ohne RDKS kann es vorkommen, dass der Fahrer den Luftverlust nicht bemerkt. Runflat-Reifen sind anhand verschiedener Bezeichnungen erkennbar. Viele Hersteller benutzen eigene Kürzel wie zum Beispiel RF, ROF, DSST, RSC oder SSR.
Welche Hersteller und Marken bieten gute Ganzjahresreifen an?
Viele Hersteller und Marken bieten gute Ganzjahresreifen an, die im Sommer und im Winter für eine sichere Fahrt sorgen. Jedes Jahr kommen neue Modelle auf den Markt, die von unabhängigen Institutionen auf alle möglichen Kriterien überprüft werden. Die folgenden Unternehmen überzeugen häufig in den Tests:
- Bridgestone
- Continental
- Michelin
- Goodyear
- Pirelli
- Hankook
Worauf ist beim Kauf eines Ganzjahresreifens zu achten?
Wer einen Ganzjahresreifen kaufen will, dem steht ein umfassendes Sortiment zur Verfügung. Folgende Kaufkriterien für Ganzjahresreifen sind zu beachten:
Die Reifengröße
Das wichtigste Kaufkriterium ist die Reifengröße. Sie muss muss mit der Größe der Originalbereifung des Autos oder mit einer in der Zulassungsbescheinigung des Autos angegebenen Reifen- und Felgengröße übereinstimmen.
§ 36 StVZO schreibt vor, dass die Bereifung den Betriebsbedingungen entsprechen muss, die in den Fahrzeugpapieren angegeben sind. Sollte sich auf dem Auto eine andere Reifengröße befinden, kann das ein Bußgeld oder eine Stilllegung des Fahrzeugs zur Folge haben.
Um die richtige Reifengröße auszuwählen, ist es wichtig, die Bezeichnungen für Reifen und Felgen zu verstehen. Das folgende Video fasst die wichtigsten Informationen in unter 5 Minuten zusammen:
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Der Tragfähigkeitsindex
Der Tragfähigkeitsindex gibt das maximal zulässige Gewicht pro Reifen an, mit dem der Reifen belastet werden darf. Der Reifen muss einen Lastindex aufweisen, der höher ist als die maximale Achslast geteilt durch zwei. Der Tragfähigkeitsindex ist mit einer zwei- bis dreistelligen Zahl auf der Reifenwand vermerkt. Er steht in der Reifenbezeichnung hinter der Zahl für den Felgendurchmesser.
Der Geschwindigkeitsindex
Der Geschwindigkeitsindex gibt die zulässige Höchstgeschwindigkeit des Reifens vor. Wird sie deutlich oder langanhaltend überschritten, kann der Reifen platzen. Sommerreifen brauchen einen Speedindex, der die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs übertrifft. Für Ganzjahres- und Winterreifen existiert eine Ausnahmeregelung.
Das Schneeflocken-Symbol
Die meisten Ganzjahresreifen sind inzwischen mit dem 3PMSF-Symbol versehen. Nur noch selten gibt es Modelle, die nur mit einem Matsch+Schnee-Schriftzug erhältlich sind. Das M+S-Symbol hat bei Reifen, die vor dem 1. Januar 2018 hergestellt wurden, übergangsweise eine Winterzulassung bis zum 30. September 2024. Ganzjahresreifen, die nach dem 1. Januar 2018 hergestellt wurden, müssen das Alpine-Symbol mit der Schneeflocke und den Berggipfeln aufweisen, damit sie bei winterlichen Straßenverhältnissen gefahren werden dürfen.
Die Ausnahme gilt nicht für alle EU-Länder. In Italien sind Winter- und Ganzjahresreifen zwischen dem 16. Mai und dem 14. Oktober nur bedingt erlaubt. Der ADAC gibt Auskunft über die Bestimmungen in den Nachbarländern.
Das EU-Reifenlabel
Das EU-Reifenlabel bietet eine einheitliche Vergleichsmöglichkeit. Die Anbieter sind verpflichtet, die Informationen an die Kunden weiterzugeben. Das Label informiert über die Kraftstoffeffizienz, die Nasshaftung und die Geräuschentwicklung eines Reifens. Ein Reifenmodell kann je nach Reifengröße unterschiedliche Bewertungen aufweisen.
- Die Kraftstoffeffizienz leitet sich vom Rollwiderstand ab. Ein hoher Rollwiderstand sorgt für eine gute Bodenhaftung, aber er erhöht den Spritverbrauch. Ein geringer Rollwiderstand ist kraftstoffeffizienter, bietet jedoch weniger Traktion.
- In der Kategorie Nasshaftung wird das Fahrverhalten des Reifens auf nassem Untergrund bewertet. Mit einer besseren Bewertung verkürzt sich der Bremsweg. Der Unterschied zwischen der Nasshaftung A und der Nasshaftung F kann laut ADAC eine Verlängerung des Bremswegs von bis zu 30 Prozent ausmachen.
- Der Wert der Geräuschemission bezieht sich auf die Lautstärke eines Reifens bei einer Geschwindigkeit von 80 Kilometer pro Stunde. Die Lautstärke wird außen gemessen, nicht im Innenraum des Autos, es handelt es sich um das Vorbeifahrgeräusch. Mit dem Rollgeräusch soll die Lärmbelästigung durch einen Reifen für Außenstehende klassifiziert werden. Reifen mit einem weicheren Profil gelten meist als laut, da sie sich stärker verformen. Das Profildesign und die Reifenbreite haben ebenfalls einen Einfluss auf die Lautstärke.
Das Produktionsdatum
Das Produktionsdatum – die DOT-Nummer – ist ein wichtiges Kaufkriterium. Der Autoreifen verliert durch Faktoren wie Sonneneinstrahlung und Witterung ebenso wie durch seine natürliche Alterung die im Gummi enthaltenen Weichmacher. Dadurch härtet er aus und büßt positive Eigenschaften ein. Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V.empfiehlt, Reifen unabhängig vom Restprofil nach spätestens 10 Jahren zu ersetzen. Reifen mit einer DOT-Nummer, die nicht weiter als 3 Jahre zurückliegt, dürfen die Bezeichnung „fabrikneu“ tragen.
Das Produktionsdatum ist mit einer vierstelligen Zahl auf der Seitenwand des Reifens gekennzeichnet. Sie setzt sich aus der Kalenderwoche und dem Herstellungsjahr zusammen. Die erste beiden Ziffern stehen für die Produktionswoche, die letzten beiden Ziffern für das Produktionsjahr. Beispiel: Laut der DOT-Nummer 1719 wurde der Reifen in der 17. Kalenderwoche des Jahres 2019 produziert.
Die Notlaufeigenschaft
Die Notlaufeigenschaft ist eine Besonderheit von Runflat-Reifen. Sie sind als Winter-, Sommer- und Ganzjahresreifen erhältlich. Bei einem Druckverlust wie zum Beispiel infolge eines Nagels in der Lauffläche behalten sie ihre Form und ermöglichen eine Weiterfahrt bis zur nächsten Werkstatt. Der Fahrer muss kein Ersatzrad montieren, um weiterfahren zu können. Runflat-Reifen sind nur für Fahrzeuge mit Reifendruckkontrollsystem (RDKS) geeignet.
Das Reifendruck-Kontrollsystem ist seit 2014 für alle Neuwagen vorgeschrieben. Das System informiert den Fahrer im Display des Armaturenträgers über den Luftdruckverlust eines Reifens. Mit dem richtigen Reifendruck lassen sich dem ADAC zufolge bis zu 0,3 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer einsparen.
Häufig gestellte Fragen rund um Ganzjahresreifen
Wie sinnvoll sind Ganzjahresreifen?
Der Ganzjahresreifen ist unter bestimmten Bedingungen sinnvoll. Herrschen in der Wohnregion im Winter gemäßigte Temperaturen und ist das Fahrzeug meist auf geräumten Straßen und mit geringen Geschwindigkeiten unterwegs, eignet sich ein Ganzjahresreifen. Je stärker die Extreme von Winter und Sommer ausfallen, desto eher sollte der Fahrer zu spezifischen Reifen für die jeweilige Jahreszeit zurückgreifen.
Wie lange lassen sich Ganzjahresreifen fahren?
Die Frage lässt sich nicht allgemein beantworten. Die Lebensdauer von Ganzjahresreifen hängt ebenso wie die von Sommer- und Winterreifen von der Konstruktion und der Gummimischung des Reifens ab. Auch die Fahrweise und die Einsatzbedingungen spielen eine Rolle, ebenso wie das Gewicht des Autos. Bei schneller Autobahnfahrt nutzen sich Reifen zügiger ab als bei gemächlicher Fahrweise auf der Landstraße. Aber natürlich müssen Allwetterreifen für alle Wetterverhältnisse eher gewechselt werden als Sommer- oder Winterreifen, die jeweils eine Einlagerung zur entsprechenden gegensätzlichen Jahreszeit erhalten. Denn mehr Kilometer auf der Straße zurücklegen führt zu mehr Abrieb des Profils. Aus all den genannten Gründen kann ein Ganzjahresreifen nach 20.000 Kilometern abgefahren sein oder auch 60.000 Kilometer durchhalten.
Was ist besser – Ganzjahresreifen oder Winterreifen?
Ein Ganzjahresreifen kann im Winter gleich gute oder sogar bessere Leistungen liefern als ein Winterreifen. Er kann aber auch schlechter sein. Das hängt immer von der Qualität und Performance des jeweiligen Ganzjahres- und Winterreifens ab. Einen zentralen Vorteil haben jedoch alle Ganzjahresreifen gegenüber allen Winterreifen: Ganzjahresreifen können das ganze Jahr auf dem Auto bleiben, während reine Winterreifen für den Sommer nicht geeignet sind.
Wie teuer sind Ganzjahresreifen?
Der Preis richtet sich nach der Reifengröße, der Marke und der Qualität der Reifen. Günstige Ganzjahresreifen für Kleinwagen sind bereits für einen mittleren zweistelligen Betrag pro Reifen erhältlich. Ganzjahresreifen von Premiummarken in einer Sportwagendimension kosten immer dreistellige Beträge pro Reifen.
Wie tief ist die Mindestprofiltiefe bei Ganzjahresreifen?
In Deutschland gilt eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern; unabhängig davon, ob es sich um einen Ganzjahres-, einen Winter- oder einen Sommerreifen handelt. Ab einer Profiltiefe von weniger als 3 Millimetern sollte ein Reifen ersetzt werden.
Die Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern gilt nicht für den ganzen EU-Raum. Mehrere Länder haben andere Bestimmungen. In Österreich sind Winter- und Ganzjahresreifen nur mit einer Profiltiefe von mehr als 4 Millimetern für den Winter zugelassen. Was in Deutschland erlaubt ist, kann in anderen Ländern rechtliche Folgen haben.
Welches Zubehör gibt es für Ganzjahresreifen?
Auf verschneiten Straßen, die nicht permanent geräumt werden, gilt an einigen Orten eine Schneekettenpflicht. Schneeketten sind in verschiedenen Größen – sie müssen zur Reifengröße passen – erhältlich. Nach einigen Handgriffen sind sie auf den Rädern befestigt. Ein beiliegendes Handbuch – Tipp: Schon zu Hause lesen und die Montage ausprobieren, nicht erst vor Ort – erklärt die einzelnen Schritte zur Montage. Es müssen nur die Antriebsräder mit Schneeketten bestückt sein.
Wo kann ich Ganzjahresreifen kaufen?
Ganzjahresreifen sind im Internet, bei Reifenfachhändlern, Kfz-Betrieben und Autowerkstätten erhältlich. Der Vorteil eines Kaufs vor Ort besteht in der Beratung. Das fachkundige Personal kann Fragen klären und sich den Kundenanliegen widmen. Falls die passende Reifendimension nicht bekannt ist, hilft der Verkäufer weiter. Er kann die Bezeichnungen ablesen und die Reifengröße in Erfahrung bringen. Der Kunde kann die Reifen eventuell im Geschäft begutachten und das Produktionsdatum ablesen. In der Werkstatt vor Ort werden die Reifen gleich montiert.
Beim Kauf im Internet werden die Reifen oft zum Käufer nach Hause geliefert. Er muss sie dann selbst zu einer Werkstatt transportieren, wo sie montiert werden. Dafür sind die Preise der Internetangebote oft günstiger als die von Fachhändlern. Der Käufer profitiert im Internet von einem großen verfügbaren Sortiment und einfachen Preisvergleichsmöglichkeiten. Die DOT-Nummer erhält der Käufer auf Anfrage vom Verkäufer.
Gibt es einen Ganzjahresreifen-Test der Stiftung Warentest?
Die Stiftung Warentest hat bisher keine Ganzjahresreifen in einem Test mit Testsieger geprüft. Interessant ist eine Meldung vom September 2020 der Verbraucherorganisation, in der die Experten über das Reifenwechseln von Winter- und Sommerreifen informieren. Die Stiftung Warentest erläutert die Gesetzgebung in Deutschland und dem EU-Raum und gibt wertvolle Tipps in Bezug auf Reifen. Die Informationen und weitere Tipps finden Interessierte in der Meldung Winterreifen, Sommerreifen gegen eine geringe Gebühr hier. Sobald die Stiftung Warentest einen Ganzjahresreifentest oder einen sonstigen Reifentest veröffentlicht, wird der Ratgeber an dieser Stelle um das Reifentest-Urteil und die Testsieger erweitert.
Hat Öko-Test einen Ganzjahresreifen-Test mit Testsieger durchgeführt?
Öko-Test hat bisher keine Ganzjahresreifen getestet. Interessant für Autofahrer kann ein Beitrag vom Oktober 2019 sein. Öko-Test hat sich mit dem Thema Energiesparen befasst. Der Artikel behandelt die Energieverschwendung und liefert wertvolle Tipps zur Eindämmung. Die Experten beschreiben zum Beispiel, wie ein Autofahrer mit wenig Aufwand viel Kraftstoff sparen kann. Für Interessierte ist der Artikel zum Energiesparen gegen eine geringe Gebühr hier einsehbar.
Haben andere Verbraucherportale einen Ganzjahresreifen-Test mit Vergleichssieger durchgeführt?
Jedes Jahr kommen neue Ganzjahresreifen auf den Markt. Viele Autoclubs, Zeitschriften und unabhängige Institutionen testen regelmäßig die neuesten Reifen und veröffentlichen ihre Test-Berichte mit den Testergebnissen und Urteilen.
Der ADAC hat im Sommer 2020 Ganzjahresreifen in zwei unterschiedlichen Dimensionen getestet. Dabei stellte sich heraus, dass die Höchstleistungen der getesteten Reifen nicht an die der Winter- und Sommerreifen heranreichten. Wer an dem Vergleichstest interessiert ist und sich über den Ganzjahresreifentest informieren möchte, findet die kompletten Testergebnisse des ADAC hier.
Das folgende Video enthält einen Ganzjahresreifen-Test der GTÜ (Gesellschaft für Technische Überwachung):
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Glossar
Achse
Die Achse ist das Bauteil, an dem die Räder eines Autos befestigt sind. Ein gewöhnliches Auto besitzt eine Vorder- und eine Hinterachse, um die Vorder- und Hinterräder zu halten.
Bodenhaftung
Die Bodenhaftung beschreibt die Eigenschaft des Reifens, den Kontakt mit der Fahrbahn zu halten. Sie ist für die Kontrolle über das Fahrzeug wichtig. Wenn das Auto in einer Kurve wegrutscht oder bei nasser Fahrbahn aufschwimmt, fehlt dem Reifen die nötige Haftung.
Bremsweg
Der in Reifentests genannte Bremsweg ist die Strecke, die das Auto bei einer Vollbremsung zurücklegt, bevor es zum Stillstand kommt. Das Reifenprofil und die Reifenmaterialien sind für einen kurzen Bremsweg genauso ausschlaggebend wie die Beschaffenheit der Bremsanlage und das Gewicht eines Fahrzeugs. Je kürzer der Bremsweg ist, desto eher lassen sich Unfälle vermeiden.
Felge
Die Felge ist der Teil des Rades, das an der Achse montiert und auf dem der Reifen befestigt ist. Die Felge besteht aus Stahl oder Leichtmetall. Felgen sind in verschiedenen Größen und Designs erhältlich.
Lamellen
Die Lamellen im Reifenprofil sind die kleinen, gleichmäßigen Einschnitte. Sie sehen aus wie gezackte Risse. Die Lamellen spreizen sich beim Kontakt des Reifens mit der Fahrbahn auseinander und sorgen für gute Bodenhaftung.
Laufflächenbreite
Die Laufflächenbreite bezieht sich auf den Teil des Reifens, der mit der Straße in Kontakt kommt. Die Lauffläche ist mit Gummi überzogen, der mehrere Rillen aufweist. Die Breite und die Rillenstruktur unterscheiden sich von Reifen zu Reifen.
Laufleistung
Die Laufleistung sagt aus, wie viele Kilometer ein Reifen bis zum Erreichen der Mindestprofiltiefe schafft. Dabei spielen neben der Gummimischung und dem Materialmix der Reifen auch Faktoren wie das Fahrzeuggewicht, die Fahrweise, die überwiegend gefahrenen Geschwindigkeiten und der Reifendruck eine Rolle.
Lenkverhalten
Das Lenkverhalten beschreibt die Eigenschaften des Reifens beim Einlenken. Ein sportlich abgestimmter Reifen mit einer flachen Seitenwand reagiert schneller auf Lenkmanöver des Fahrers als ein hochflankiger Reifen. Weiche Reifen mit einer hohen Seitenwand rollen komfortabler ab, setzen aber die Lenkbewegungen mit einer gewissen Verzögerung um.
Profil
Das Profil ist die Gestaltung der Auflagefläche des Reifens. Durch die vielen Rillen und Lamellen im Profil erhält ein Reifen einen Teil seiner positiven Eigenschaften. Es gibt verschiedene Profildesigns, die sich für unterschiedliche Anforderungen eignen.
Profilblock
Der Profilblock macht einen Teil des Profils aus und bezeichnet die Erhebung zwischen den Profilrillen. Die Blöcke verleihen dem Profil das Design und die Eigenschaften.
RDKS
RDKS ist die Abkürzung für Reifendruck-Kontrollsystem. Es überwacht den Reifendruck und meldet dem Fahrer einen Luftverlust. Weitere mögliche Abkürzungen sind TPMS für Tire-Pressure-Monitoring-System oder RDK für Reifendruck-Kontrolle.
Reifenschultern
Die Reifenschultern sind der äußere Bereich des Reifenprofils. An den Schultern treffen die Seitenwand und die Lauffläche zusammen.
Rollwiderstand
Der Rollwiderstand kommt durch die Verformung des Reifens während der Fahrt zustande. Der runde Reifen bewegt sich über den ebenen Boden und passt sich dem Untergrund an. Die Verformung kostet Kraft, die der Motor aus dem Kraftstoff bezieht. Ein hoher Rollwiderstand bedeutet einen guten Halt, aber auch einen höheren Kraftstoffverbrauch.
Seitenflanke
Die Seitenflanke oder Seitenwand bezeichnet die Innen- und Außenseite eines Reifens. Sie ist die Verbindung zwischen der Felge und der Lauffläche.
Traktion
Der Begriff Traktion ist ein anderes Wort für Bodenhaftung und bezeichnet bei Fahrzeugen den Halt auf dem Untergrund. Drehen die Räder durch oder folgt das Auto nicht mehr den Lenkbewegungen, fehlt die Traktion.
Weitere interessante Fragen
Welche Ganzjahresreifen sind die besten?
Welche Produkte haben uns besonders gut gefallen und warum?